Elternratgeber

„Du bist nicht mehr meine Freundin!“

4.9
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Liebe Eltern,

wie schnell können doch die Ferien vergehen?

Ich hoffe sehr, dass Sie mit Ihrer Familie erholsame Ferien erleben durften. Nun sind wir schon wieder in unserem normalen Alltag angekommen.

Sicher haben Sie gemerkt, dass Ihre Kinder nach den Ferien erst mal wieder Zeit brauchen, um in der Gruppe anzukommen. Die Gruppenstruktur hat sich verändert, und nun muss jedes Kind seinen Platz neu finden. Vielleicht ist der beste Freund oder die beste Freundin in die Schule gegangen, neue Kinder sind dazu gekommen, die man erst einmal kennenlernen muss. Eine anstrengende, jedoch spannende und schöne Zeit für Ihre Kinder.

Und dann passiert es eines Tages zwangsläufig. Ihr Kind kommt nach Hause und sagt: „Susi ist nicht mehr meine Freundin und ich lade sie auf keinen Fall zu meinem Geburtstag ein!“

Kleinigkeiten bedeuten die Welt

Susi, das Mädchen mit dem immer zu gespielt worden ist. Gemeinsam wurde das Frühstück geteilt, die größten Türme aus Bausteinen entstanden, im Morgenkreis wurde immer nebeneinandergesessen und am liebsten hätten Sie sich jeden Tag verabredet.

Und nun ist genau dieses Mädchen nicht mehr die Freundin und wird sogar vom Kindergeburtstag ausgeladen. Bei genauem Nachfragen stellen Sie fest, dass es theoretisch nur eine Kleinigkeit war. Sie stritten um das eine Sieb im Sandkasten, mit dem Beide Mädchen spielen wollten.

Doch aufgepasst! Gerade dieses Sieb war in diesem Moment die Welt. Um nun zu klären, wie Sie als Eltern in dieser Situation reagieren könnten, möchte ich eines vorwegnehmen.

Die Normalität von Auseinandersetzungen

Solche Auseinandersetzungen sind in Freundschaften völlig normal und sogar wichtig. Bei den ersten Streitereien haben Kinder noch keine Strategie zur Konfliktlösung. Stattdessen schubsen sie, reißen sich das Spielzeug aus den Händen, fangen an zu schreien und zu weinen. Oder Sie versuchen es mit „Erpressung“! „Susi, wenn Du mir das Sieb nicht gibst, bist du nicht mehr meine Freundin!“

Kinder lernen erst allmählich, die Bedürfnisse des Freundes zu begreifen, sowie die eigenen Wünsche und Gefühle zu verstehen und dann auch zu benennen. Erst wenn sie so weit sind, lassen sich auch Kompromisse finden.

Was aber nun tun?

Die Frage aber, wie können Sie als Eltern reagieren? Sollten Sie so einen Streit auf dem Spielplatz erleben, mischen Sie sich nicht gleich ein und versuchen Sie nicht sofort zu schlichten. Es sei denn, es wird handgreiflich! Aber auch hier ist es wichtig neutral zu bleiben und Interesse, sowie Verständnis für beide Seiten zu haben, ohne sich auf eine Seite zu stellen.

In dem Fall von „Susi“ hilft es mit Ihrem Kind seine Gefühle zu benennen. „Du warst ganz schön wütend, als Susi dir das Sieb aus der Hand genommen hat, oder?“ Wenn das Kind versteht, was es fühlt, kann es dies auch ausdrücken, und es kann ihm geholfen werden, dass nächste Mal anders zu reagieren.

Natürlich kann es auch vorkommen, dass Ihr Kind nach Hause kommt, und sagt: „Heute hatte ich niemanden zum Spielen!“

Verschiedene Phasen der Entwicklung von Freundschaft

Eltern machen sich dann oft Sorgen, ob Ihr Kind tatsächlich niemanden zum Spielen hat oder im schlimmsten Fall ausgeschlossen wurde.

Wichtig ist immer zu erkennen, in welcher Phase sich Ihr Kind befindet.

Erst mit drei Jahren beginnen die Kinder langsam, Spielpartner zu finden. Davor ist es eher ein nebeneinanderher spielen. Kinder finden sich intuitiv sympathisch und befinden sich dann viel in der Nähe des anderen Kindes.

Dabei kann der Eindruck entstehen, die Kinder spielen miteinander. Jedoch spielen Sie nebeneinanderher, jeder ein anderes, vielleicht auch ähnliches Spiel. Häufen sich dann Interessen, gemeinsames Erleben, Spielen und Handeln, kann daraus eine Freundschaft entstehen, die aber auch nicht zwangsläufig längerfristig bestehen bleibt.

Denn die Kinder werden größer. Alltagsstrukturen verändern sich, sowie die Interessen. Spätestens beim Übergang zur Schule verändern sich Freundschaften. Alte können aufgelöst werden und neue finden sich.

Genaues hinschauen

Es ist also, sollten Sie sich Gedanken machen, ob Ihr Kind keine Spielpartner hat, wichtig genau hinzusehen. Vielleicht befindet sich Ihr Kind auch erst seit kurzem in einer unserer Einrichtungen.

Es gibt einige Kinder die lieber aus der Ferne erst einmal alles beobachten, bevor Sie den Mut haben, auf ein anderes Kind zuzugehen. Andere wiederum versuchen mit boxen, schlagen und schubsen Kontakt zu anderen Kindern aufzubauen. Es ist ihr Signal: „Komm her, spiel mit mir!“

Und ja, manchmal braucht das Kind auch seine Zeit ganz allein und für sich. Des Weiteren sind diese Erzählungen Momentaufnahmen von einem ganzen Tag. Sollten Sie sich jedoch Sorgen machen, können Sie sich jederzeit an eine pädagogische Fachkraft wenden, die Ihnen mit viel Empathie, Vertrauen und fachlichem Rat zur Seite stehen wird und alle Fragen beantwortet.

Freundschaften mit Gleichaltrigen sind enorm wichtig. Sie prägen das Selbstwertgefühl Ihres Kindes, schaffen Mut, geben Halt und stärken das Selbstbewusstsein.

Eigene Erfahrungen mit Freundschaften prägen uns

Das Thema Freundschaft begleitet Ihre Kinder durch Ihr ganzes Leben. Und uns als Erwachsene genauso. Wie wir auf das Thema Freundschaft und Konflikte reagieren, ist oft eng verbunden mit eigenen Erfahrungen aus der Kindheit.

Hier ist es hilfreich nochmal genau hinzuschauen. Wie waren meine Kontakte als ich noch im Kindergarten war, wer waren meine Freunde? Habe ich noch Freunde aus dem Kindergarten? Was sind heute für mich Freunde und wie pflege ich diese Freundschaften? Sprechen Sie mit Ihrem Partner oder anderen Vertrauten Menschen darüber, denn diese Gespräche können Ihr Bewusstsein fördern, denn unsere eigenen Erlebnisse beeinflussen doch mehr als wir glauben unsere Reaktionen! Und denken Sie daran, jeder von uns hatte doch die eine „Susi“ als Freundin!

Herzliche Grüße,
Juliane Suhr

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