Elternratgeber

„Ich will jetzt aber noch nicht nach Hause“

5
(9)

Liebe Eltern,

finden Sie nicht auch, dass die Wochenenden immer wahnsinnig schnell vorbeigehen? Kaum haben Sie begonnen, steht schon der Sonntagabend vor der Tür und die neue Woche muss vorbereitet werden. Neue Termine stehen an, private oder geschäftliche Dinge müssen erledigt werden.

Kindergarten als eine Form von Arbeit

Und Ihre Kinder besuchen wieder den Kindergarten. Ihre Form der Arbeit. Denn, nein, Kindergarten ist nicht nur ein Ort, an dem man mit vielen anderen Kindern einfach nur spielen kann. Egal wie wohl sich das Kind im Kindergarten fühlt, so ein Tag ist anstrengend. Ihre Kinder müssen Regeln beachten, ihren Platz im sozialen Gruppengeschehen finden, sie müssen sich konzentrieren, Konflikte lösen, haben kaum die Möglichkeit mal allein zu sein. Zudem kommt die fast andauernde Lautstärke. Viele Dinge die einen Tag im Kindergarten sehr anstrengend machen.

Ich will nicht nach Hause!

Und doch kommt es immer wieder vor, dass Ihr Kind nicht abgeholt werden möchte. Für die Kinder ist die Abholsituation nicht nur ein freudiges Wiedersehen mit Ihnen als Eltern, oder anderen engen Bezugspersonen. Es ist auch wieder der Beginn einer neuen Situation, und ein Beginn von einem wiederkehrenden Abschied. Diesmal jedoch nicht von Ihnen, sondern von dem Kindergarten. Ein Tag im Kindergarten jedoch ist herausfordernd. Und in dieser Abholsituation fungieren Sie als Puffer. Die Kinder benötigen den Moment, um sich fallen lassen zu können. Das Kind zeigt dies durch verschiedene Arten. Die einen fangen an zu quengeln, sind nicht in der Lage sich selber anzuziehen, werfen sich auf den Boden, laufen vor dem Elternteil davon, verstecken sich. Es scheint mit komplett allem unzufrieden zu sein. Dabei ist es höchstwahrscheinlich einfach nur erschöpft und überfordert.

Zeit als Lösung

Was dann fast immer hilft, ist Zeit. Kommen Sie rechtzeitig zum Abholen Ihres Kindes. Egal ob Ihr Kind ein 14.00h oder ein 16.00h Kind ist. Zu den „Hauptzeiten“ ist die Abholzeit häufig sehr wuselig. Eltern haben Fragen an die Erzieherinnen, Informationen möchten ausgetauscht werden, andere Geschwister quengeln, weil Ihnen eventuell in der Jacke und der Mütze warm ist. Oft passiert dann, dass man sein eigenes Kind kaum wahrnimmt. Dem Kind wird dann nicht die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Achten Sie in der Zeit des Abholens, dass Sie Ihr Handy nicht benutzen. Anrufe oder eingehende WhatsApp können getrost warten. Nutzen Sie die Zeit, in der Sie früher kommen, um mit Ihrem Kind den Übergang zwischen Kindergarten und Abholen in Ruhe zu gestalten. Eventuell haben Sie dann auch noch die Zeit, dem Kind beim Beenden des Puzzles, dem Bauen der Burg zu helfen, oder auf der Schaukel noch einmal Anschwung zu geben. Für manche Kinder gestaltet es sich schwierig, wenn es sofort auf Kommando alles stehen und liegen lassen muss um mit Ihnen nach Hause zu gehen. Geben Sie Ihrem Kind Zeit sich auf die neue Situation einzustellen, sein Spiel kurz zu beenden, und sich von seinen Freunden und Erzieherinnen zu verabschieden. Ein oft langer und gemeinsamer Tag geht zu Ende. Und Sie als Eltern haben die Möglichkeit, ein wenig mehr von unserem Kindergartenalltag mitzubekommen. Diese Zeit allerdings sollte nicht ins endlose verlaufen. Ein klares Zeichen, dann auch zum Ende zu kommen, ist wichtig und notwendig.

Kommunikation von Empfindungen und Verständnis

Ist es allerdings so, dass Sie selber gestresst sind und unter Zeitdruck stehen, ist das „Drama“ quasi vorprogrammiert. Dann hilft das „nur noch kurz bleiben“ weder Ihnen noch Ihrem Kind. Dann ist es besser, in die Situation mit einzusteigen, ehrlich zu sagen, dass man gestresst ist und wenig Zeit hat. Vielleicht haben Sie gerade unglaublich Hunger und sind müde. Auch dies können Sie Ihrem Kind erklären. Ihre Kinder können Verständnis dafür aufbringen. Und die Aussicht auf eine schöne gemütliche Zeit zuhause, kann das Abholen dann mit Sicherheit nochmal ein wenig beschleunigen. Gegenseitiges Verständnis. Lassen wir unsere Kinder an unseren Emotionen beiwohnen, lernen Sie diese zu erkennen, zu verstehen und Rücksicht zu nehmen. Auch ich als Erzieherin habe manchmal einen schlechten Tag. Vielleicht bin ich einfach schlecht gelaunt, habe mich bereits morgens schon gestritten, oder bin einfach erschöpft. Sitzen wir im Morgenkreis und ich erzähle den Kindern wie ich mich fühle, verläuft der Tag so viel entspannter. Die Kinder nehmen Rücksicht. Genauso wie ich auf die Kinder Rücksicht nehme, wenn auch sie einen schlechten Tag haben, oder ein unerfülltes Bedürfnis. Und es ist doch nicht so viel anders als beim Abholen. Haben Sie Verständnis für die Situation und auch das Verhalten Ihres Kindes. Und schenken Sie Ihrem Kind die volle Aufmerksamkeit. Alles andere kann und darf warten.

Zuhause ist es doch auch schön 🙂

Und wenn Sie dann zuhause angekommen sind und sich gemeinsam zusammen gemütlich hinsetzen, sie selber einen Kaffee oder Tee trinken, Ihr Kind noch etwas Obst nascht, können Sie wahrscheinlich schon fast wieder über die Situation im Kindergarten lachen und sich gegenseitig von Ihrem Tag erzählen. Ja, auch Sie als Eltern dürfen und sollten von Ihrem Tag erzählen. Akzeptieren sie allerdings auch, wenn das Kind nichts von seinem Tag erzählen möchte. Manche Dinge verbleiben einfach im Kindergarten und sind zu Hause keine Rede mehr wert, oder vielleicht wirklich schon wieder vergessen worden. Es gibt auch Kinder, die vorzugsweise abends beim Zubettgehen nochmals gerne alles vom Tage erzählen. Aber auch hier kann man ja einfach im Vorfeld ein wenig mehr Zeit einplanen, für solch eventuelle Vorkommnisse.

Und wenn zudem noch gerne vorgelesen wird, kann ich Ihnen ein wirklich schönes Kinderbuch empfehlen:

„ALEX, abgeholt!“, Illustriert von Günther Jakobs und herausgegeben vom Julius ,,Beltz Verlag
ISBN 978-3-407-75837 -8

Nun wünsche ich Ihnen aber viele schöne Momente beim Abholen Ihres Kindes und noch viel mehr Verständnis und Geduld!

Herzliche Grüße,
Juliane Suhr

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 9

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Sie haben Fragen oder möchten mit uns über den Elternratgeber sprechen? Kontaktieren Sie uns!

Vorname *
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Nachname *
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
E-Mail *
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Nachricht: *
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Datenschutzerklärung *
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.
Cookie Consent mit Real Cookie Banner